Immer, wenn das Jahr schon lange genug gedauert hat und im November alle genug traurig gewesen sind, kommen die Engel. Sie kommen nicht vom Himmel her, sondern vom Dachboden. Dort schliefen sie lange in Kartons. Sie sind aus Stroh, Lehm oder Holz und haben nur kleine Flügel. Darum können sie auch nicht fliegen. Aber es sind Engel.
Dann stehen sie überall rum, einige sogar am Fenster. Die haben es dann über der Heizung warm und können den Himmel sehen wegen der Sterne. Wir haben kaum noch Platz etwas hinzulegen, weil überall Engel sind.
Den Platz brauchen sie aber bis Weihnachten. Am liebsten stehen die Engel bei Nüssen, Keksen und Kerzen. Essen sieht man sie nie. Das machen sie vielleicht heimlich nachts? An den Kerzen wärmen sie sich. Einige halten Kerzen in der Hand oder bekleckern sich mit Tropfen. Ein Engel hat sogar eine Kerze im Bauch. Der leuchtet durch Sternenlöcher. Das muss drin ganz schön warm sein.
Wenn noch nicht ganz Weihnachten ist, kommt zuerst der Nikolaus. Er ist der Bruder vom Weihnachtsmann. Der hat wenig Zeit und kann nicht bis Weihnachten warten. Er bringt Geschenke, aber nur wenige in den Stiefel. Wer keine Stiefel hat, bekommt nichts. Später kommt ja noch Weihnachten für alle, auch für ohne Stiefel. Weihnachten ist das schönste Fest und nicht wie Pfingsten, wo es keine Geschenke gibt und alle wegfahren. Deshalb ist Weihnachten im Winter, auch wenn kein Schnee ist. Ohne Schnee ist modern, weil es wärmer geworden ist auf der Erde. Mit Schnee ist aber alles viel schöner.
Weihnachten ist Geburtstag, weil der liebe Gott früher mal ein Kind im Stall bekommen hat oder so ungefähr. Damals waren auch Engel da, die hatten aber auf dem Feld zu tun. Was wir davon nicht genau wissen, das glauben wir. Darum sind wir fromm, besonders zu Weihnachten.
Auf das Weihnachtsfest freuen sich alle. Die Kinder mehr, die Großen weniger. Das hängt mit dem Geld zusammen. Wer reich ist, der hat mehr Weihnachten, aber nicht so schön. Wer arm ist, der hat auch Weihnachten, aber mit weniger Geschenken. Der freut sich dann innerlich.
Die Großen sagen "Weihnachten ist nicht kostenlos: Weihnachtsbaum, Geschenke, gutes Essen und die ganze Freude kosten Geld." Die Geschenke bringt aber doch der Weihnachtsmann. Woher der das Geld hat, wissen wir nicht. Er hat immer seinen Sack voll. Auch wenn der Weihnachtsmann nicht persönlich kommt, gibt es Geschenke. Wie das geht, das sagt keiner. Der liebe Gott kann doch wohl nicht alles bezahlen? Er ist aber bestimmt reich, denn er hat ja alles gemacht, auch Weihnachten.
Wenn der Heilige Abend vor der Tür steht und rein will, sind wir ganz aufgeregt mit der Freude. Auch die Engel sind aufgeregt, weil sie nicht wissen, was noch kommt. Das sieht man ihnen aber nicht an, weil sie sich verstellen. Engel müssen immer still und heilig sein. Wenn wir uns dann bescheren, schauen die Engel zu und merken sich alles. Das ist, damit wir nächstes Weihnachten nicht die gleichen Sachen kriegen. Nach der Bescherung, wenn wir die Geschenke genug beguckt haben, essen wir mehr als sonst. Danach sind wir satt und freuen uns noch mal. Später werden wir müde, weil wir uns so lange gefreut haben. Dann räumen wir auf für die Umwelt und gehen zu Bett in die Heilige Nacht. Unsere Geschenke nehmen wir mit. Zuerst drücken sie, später nicht mehr. Wenn sie nicht mehr drücken, sind sie kaputt.
Auf einmal schlafen wir ein und träumen davon, wie alles war. Das ist noch schöner als vorher, weil da die Engel fliegen. Sonst stehen sie bestimmt auch in der Heiligen Nacht nur so rum, als ob nichts war. Vielleicht essen sie aber von Keksen und Nüssen. Das können sie ruhig, es ist ja genug da.
Nach Weihnachten sind die Engel bald wieder weg. Entweder sind sie wieder auf dem Speicher oder vielleicht doch im Himmel. Das ist egal. Hauptsache sie kommen nächste Weihnachten wieder.