Segnen ist ein besonderes Glaubensritual, das Sie unabhängig von Ihrer religiösen Einstellung anwenden können. Ein bekanntes Zitat lautet: »Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.« Es könnte auch lauten: »Der Segen, den du aussendest, kehrt zu dir zurück.« Mit der Heilkraft des Segnens machte Pierre Pradervand eine überraschende und tief beglückende Erfahrung, die sein Leben veränderte.
Nachdem Pierre Pradervand seinen Job verloren hatte, beherrschte ihn über Monate der Groll gegen seinen Chef. Schließlich war er so verzweifelt, dass er etwas Paradoxes tat: Er segnete seinen Chef. Was er danach erlebte, war wie ein Wunder. Sein Hass begann sich aufzulösen, er sah wieder klar und sein Leben nahm eine positive Wende. In seinem Buch Segnen heilt – Wie dein Segen die Welt verändert und dich selbst schreibt er:
»Segnen ist ein einfacher Weg, um ein ständig zentriertes Bewusstsein zu entwickeln. Es ist außerdem ein Mittel, mit dem man seine universelle Liebe wachsen lassen und Urteile vermeiden kann. Wenn Sie das völlige Glück und die echte Integrität aller, denen Sie begegnen, segnen, ohne sich im Geringsten um ihr Äußeres, ihren Gesichtsausdruck, ihre Herkunft, Schicht, ihr Geschlecht oder andere Schubladen kümmern, wenn Sie ihnen aus dem Innersten Ihres Wesens das Beste wünschen, wird es Ihrem Herzen unmöglich sein, sich nicht zu weiten. Aus einer engen Kammer wird ein Tempel ohne Mauern werden«.
Metta-Meditation: Für sich und andere bitten
»Metta« bedeutet in Pali, der Sprache, in der die Urtexte des Buddhismus geschrieben wurden, »Liebende Güte«. Metta-Meditation ist eine buddhistische Übung in der Praxis der Liebenden Güte, die Sie in allen Lebenslagen und unabhängig von Ihrer religiösen Einstellung anwenden können. Ursprünglich war das Ziel der Metta-Meditation, durch Freundlichkeit und Wohlwollen das Glück aller fühlenden Wesen zu fördern.
Metta-Meditation eignet sich, um Ihre Selbstliebe, Ihre Fähigkeit zu guten Gefühlen und damit Ihre Selbstheilungskräfte zu stärken. Ebenso können Sie Metta zum Wohle anderer Menschen praktizieren. Die Sätze können im Geist oder laut gesprochen werden, einmal oder mehrmals, je nach Bedarf. Wiederholen Sie Ihren Satz oder die Sätze nur so lange, wie Sie das Gefühl von Liebender Güte oder zumindest eine Öffnung in diese Richtung empfinden. Die Formulierung »Möge ich …« oder »Mögest du …«, mit der jeder Satz beginnt, mag Ihnen merkwürdig altertümlich vorkommen. In der Praxis werden Sie bemerken, dass sie eine große Kraft ausstrahlt, die sich durch Wiederholung noch intensiviert wie ein Mantra, das man immer wieder spricht. Es führt Sie in einen entspannten, tranceähnlichen Zustand, in der der Verstand zur Ruhe kommt und Ihr intuitives Wissen zum Vorschein kommen kann.
Beginnen Sie damit, sich selbst liebende und freundliche Gedanken zu senden. Sie können Ihre Gefühle verstärken, indem Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie besonders glücklich waren, oder direkt beginnen. Wünschen Sie sich laut oder im Geist etwas, von dem Sie wissen, dass es glücksbringend und heilsam ist. Beginnen Sie mit den Worten »Möge ich …«: »Möge ich heiter und gelassen sein«, »Möge ich glücklich und gesund sein«, »Möge ich von meinen Kopfschmerzen genesen«. Diese einfachen, kurzen Sätze haben eine große Wirkung, auch dann, wenn Sie sie für andere sprechen. Achten Sie darauf, welche Körpergefühle sich einstellen, wenn Sie Metta rezitieren. Falls Sie Spannungen fühlen, die häufig vor allem im Kopf auftreten, lösen Sie sie durch bewusstes Ausatmen. Lenken Sie den Atem beim Ausatmen zu der angespannten Stelle und lassen Sie ihn hindurchfließen. Entspannen Sie Ihren Geist, so gut Sie können. Wenn Gedanken aufsteigen, die Sie ablenken, lassen Sie sie vorbeiziehen wie die Wolken am Himmel. Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zu Ihrem Herzen und geben Sie dem Gefühl Liebender Güte Raum.
Die folgende Metta-Meditation ist ein schönes Beispiel für diese Art der Rezitation. Sie können sie insgesamt sprechen oder sich einen oder mehrere Sätze aussuchen, die Ihnen besonders gefallen. Wenn Sie Änderungen vornehmen wollen, können Sie das jederzeit tun. Passen Sie die Metta-Sätze Ihren Bedürfnissen an. Achten Sie nur darauf, dass der meditative Charakter erhalten bleibt.
»Möge ich friedvoll, glücklich und frei in Körper und Geist sein.
Möge ich frei sein von Verletzung und Kränkung.
Möge ich frei sein von Wut, Verstrickung, Furcht und Ängstlichkeit.
Möge ich lernen, mich selbst mit den Augen der Liebe und des Verstehens zu betrachten.
Möge ich fähig sein, die Samen der Freude und des Glücks in mir zu erkennen und zu berühren.
Möge ich lernen, die Quellen von Ärger, Verlangen und Täuschung in mir festzustellen und zu erkennen.
Möge ich erfahren, wie ich die Samen der Freude täglich in mir nähren kann.
Möge ich fähig sein, frisch, gefestigt und frei zu leben.
Möge ich frei sein von Anhaftung und Ablehnung, nicht aber gleichgültig.«
Vergebung durch Metta-Meditation
Belaste dich nicht mit Hass. Er ist eine schwerere Bürde, als du denkst
Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné
Wandeln Sie diese Sätze nun so um, dass Sie sie einem anderen schicken können. Vielleicht möchten Sie einfach einem Menschen, der Ihnen nahe steht, Glück und Freiheit wünschen. Vielleicht möchten Sie die Kraft der Vergebung nutzen, die in der Metta-Meditation liegt. Senden Sie Ihre Sätze an den Menschen, der Sie verletzt hat, auf den Sie wütend sind, dem ein anderer Anteil in Ihnen gern »eins auswischen« würde. Sich selbst und anderen vergeben zu können ist häufig eine wichtige Voraussetzung, um seelisch und körperlich gesund zu werden und zu bleiben.
Es mag Sie einige Überwindung kosten, aber sie lohnt sich. Es kann sehr schnell gehen oder auch einige Zeit dauern, irgendwann werden Sie spüren, wie Sie sich entspannen und wie Kränkung und Wut nachlassen. In diesem Augenblick haben Sie auf einer tiefen, menschlichen und spirituellen Ebene eine Verbindung zu diesem Menschen hergestellt. Ihre eigene Rezitation ist eine Botschaft, die Sie in das Energiefeld hinaus senden, aus dem das Universum besteht. Etwas in Ihnen löst sich und vielleicht auch im anderen. Ihre Verletzung hatte Sie an den Menschen und die verletzende Situation gebunden – nun beginnen Sie, wieder frei zu werden.
»Mögest du friedvoll, glücklich und frei in Körper und Geist sein.
Mögest du frei sein von Verletzung und Kränkung.
Mögest du …«
Ein schöner Abschluss für jede Metta-Meditation ist:
»Mögen alle Wesen friedvoll, glücklich und frei in Körper und Geist sein.«
Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus meinem Buch Wie Sie Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren. Das Geheimnis von Gesundheit, Vitalität und Glück