Wörtlich übersetzt, bedeutet MindWalking "die Psyche durchwandern". Ein Streifzug durch unzugängliches Gelände also, denn was ist einem schon verschlossener und unbekannter als die eigene Psyche? Wer mitmachen will, braucht den Mut zur Selbsterkenntnis.
Rückführung bis zur Geburt
Werner, Architekturstudent, gerät im Stau auf der Autobahn in Panik. In Aufzüge steigt er nicht gerne, vor dem Fliegen scheut er zurück, Prüfungsdruck macht ihm Probleme. Er bekommt dann keine Luft mehr, gerät in Panik, wird ohnmächtig. In unserer Sitzung stellt sich heraus, dass Werners Angst vor Enge und Druck auf seine Geburt zurückgeht. Er durchläuft die Phase, als der Kopf aus dem Mutterleib austritt. Bei den Schultern klemmt es. Zu eng! Werner keucht; sein Gesicht läuft blau an.
Die Sitzung dauerte 3 Stunden 14 Minuten an einem Stück. Danach kann Werner Aufzug fahren. In einem Hochhaus führt er es mir vor. Er kann sich vorstellen, ohne Probleme im Flieger zu sitzen. Staus auf der Autobahn können ihn nicht mehr schrecken.
In der Sitzung: Detektivarbeit im Unterbewussten
Sitzungsleiter und Sitzungspartner sitzen einander gegenüber an einem Tisch. Keine Couch, kein Lotussitz, keine Hypnose, keine Räucherstäbchen, keine sanfte Musik. Die Themen werden vom Sitzungspartner vorgegeben. Seine Wünsche bestimmen die Sitzung. Er möchte innere Sperren beseitigen, verloren geglaubte Fähigkeiten wiedererwecken, seine Grenzen sprengen. Er ist neugierig auf sich selbst.
Alles Unglück hatte irgendwann einmal seinen Anfang. Um den herauszufinden, sind nicht Mutmaßungen gefragt, sondern glasklare Detektivarbeit: Wie fing es an? Wo? Wann? Wer war dabei? Wer war Täter, wer Opfer? Nicht um "Psychoabenteuer" geht es, sondern um Erkenntnisse, die im Leben zu realen Verbesserungen führen.
Erinnerung an frühere Leben: Inkarnationen mit bösem Ende
Erwin ist selbstständiger Elektriker. Er fühlt sich im Leben ausgebremst, denn immer wenn er positive Pläne schmiedet, verwirren sich seine Gedanken. Er hat den Eindruck, "es will mich einer abhalten". Indem wir diesem negativen Programmsatz nachspüren, geraten wir zunächst an die Erinnerung an eine Operation, die Erwin im Alter von neun Jahren davon abhielt, in der Schule weiterzukommen. Dann wandelt sich die Szene. Erwin sieht einen gekachelten Raum auf seinem geistigen Bildschirm, der dem Operationssaal aus seiner Kindheit ähnelt, bald aber eigenständige Gestalt annimmt: Sechs Personen umstehen eine Liege. Ein junger Mann ist auf der Liege festgeschnallt. Er wird mit Elektroschocks gefoltert. Umgebungsdetails verweisen darauf, dass sich die Szene in den dreißiger Jahren in Chikago abspielte. Erwin ist aber erst 1953 geboren! Jeder Versuch, diese Erinnerungsbilder wegzuschieben, erhöhen Erwins Spannung. Aussprechen und Akzeptieren des Erschauten aber führen zur Erleichterung. Erwin kann nicht umhin, die Szene einem vergangenen Leben zuzuordnen. Er war damals Geheimagent. Die Gruppierung, die er auszuspionieren hatte, wollte ihn "davon abhalten", seinen Auftrag auszuführen, spürte ihn auf und folterte ihn zu Tode. Nach seinem Tod entschwebt er und sieht die Szene von oben. Damit hat sich geklärt, woher der negative Leitsatz "es hält mich einer ab" stammt. Erwin ist erleichtert. Diese Sitzungsfolge dauerte 6 Stunden und 20 Minuten an einem Tag.
Direkt zum Kern der Sache
Die Sitzungsarbeit ist intensiv. Alles läuft über die direkte Erinnerung im Wachzustand. Der Sitzungsleiter hört zu, das ist seine wichtigste Aufgabe. Zwar führt er, doch wertet er nicht. In jeder Sitzung wird ein Paket abgeräumt. Nicht allmählich, mit nur einer Stunde pro Woche, sondern Schlag auf Schlag. Mehrere Sitzungen pro Tag sind normal. Zwei bis drei Tage hintereinander sind normal. Wir bleiben am Thema, bis es sich gelöst hat. Woran kann der Sitzungsleiter das erkennen? Daran, dass sein Partner zum Schluss lächelt.
Wer der Wahrheit näher kommt, fühlt sich erleichtert. Wer einer Unwahrheit aufsitzt, verspannt sich. Darauf achtet der Sitzungsleiter. Er führt seinen Sitzungspartner so, dass dieser seine eigenen Wahrheiten findet und sich erleichtert fühlt. Aus vielen kleinen Erleichterungen wird am Ende eine große. Und die sieht man dem Sitzungspartner an, keine Frage.
Wie funktioniert Mind Walking?
Wie aber kann der ganz normale Sterbliche zu den hier beschriebenen, ungewöhnlichen Dimensionen durchstoßen? Einfach dadurch, dass er ausspricht und akzeptiert, was immer sich auf seinem geistigen Bildschirm zeigt. Durch Aussprechen und Akzeptieren löst sich das gerade eben Erschaute und das nächste stellt sich ein. Der Film beginnt zu laufen, und das Unbekannte tritt zum Vorschein.
Unbequeme Wahrheiten.
Stößt der Sitzungspartner bei diesem Erkenntnisprozess auf Dinge, die nicht in den naturwissenschaftlich abgesegneten Rahmen passen, so ergibt sich das zwangsläufig. Weder Sitzungsleiter noch Sitzungspartner beabsichtigen dies. Im Gegenteil, die meisten sträuben sich zunächst gegen das Unbegreifliche und oft Grausige, das ihnen aus den Tiefen der Psyche entgegenquillt. Bald aber lernt man, dass nur Aufnehmen und Durchlassen zur Entspannung führen, nicht das Abwehren.
MindWalking ist ein Dialog mit Tiefgang. Er zielt darauf ab, einem Menschen seine überzeitliche Identität zu erschließen, ihm Zugang zu verschaffen zu seinen innersten Zielen, zu seiner spirituellen Basis. Wer eine Vision hat und an sich glaubt, dem gehört die Zukunft. Wir haben alle eine Chance.
Voll bewusst trotz Vollnarkose
Helene ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin. Doch geht es seit einem halben Jahr bergab. Nichts wird verkauft, kein Geld kommt herein; sie weiß sich nicht zu helfen. In ihr hat sich die nagende Überzeugung festgesetzt: "Das wird nichts mehr!" Wir stellen fest, dass die Talfahrt nach einer Schilddrüsenoperation begann. Vorher lief alles bestens. Irgendetwas muss sich während dieser Operation zugetragen haben. Aber was? Denn schließlich war Helene zum fraglichen Zeitpunkt unter voller Anästhesie. Wir durchlaufen das Operationsgeschehen mehrere Male. Mit jedem Mal werden mehr Details an die Oberfläche des Bewusstseins geschwemmt. Schließlich kann sich Helene an die gesamte Operation erinnern. Während des Geschehens schwebt sie als feinstoffliches Geistwesen über dem Operationstisch und verfolgt die Tätigkeit des Chirurgen und der Schwester. Sie hört jedes Wort. Mit einem Blick aus dem Fenster sagt der Chirurg zur Schwester: "Das wird nichts mehr!" Dabei bezieht er sich jedoch nicht auf die Operation, sondern auf das schlechte Wetter. Was nichts mehr wird, ist eine Verabredung, die die beiden miteinander haben. Helene aber, in ihrem halbbewussten Dämmerzustand, bezieht diesen Satz auf sich selbst. Er wirkt im Sinne eines posthypnotischen Befehls nach und bestimmt ihr ganzes Leben.
Während der Operation verwendet der Chirurg ein Instrument, dessen Zweck Helene in unserer Sitzung nicht enträtseln kann. Die Sache interessiert sie, daher fragt sie einige Wochen später den Chirurgen danach. Diesem steht vor Staunen der Mund offen - denn wie kann Helene das wissen? (Diese Sitzung dauerte etwas über 8 Stunden.)
Jeder seines Glückes Schmied
Mit seinen Gedanken gestaltet sich der Mensch seine Welt. Seine Einstellungen, Haltungen und Ansichten, seine Vorlieben und Abneigungen kommen nicht von irgendwo her. Sie sind sein eigenes Werk. Und weil er seine Welt geschaffen hat, kann er sie auch ändern.
Positive Gedanken führen zum Ziel. Beispiel: "Ich weiß, ich schaffe das!" Negative, begrenzende Gedanken führen einen im Kreis herum und in den Abgrund. Beispiele: "Ich bin zu dumm", "keiner mag mich", "das wird nie was", "ich schaff das nie". Weil die negativen Gedanken die positiven überlagern, muss man die negativen aufspüren, zu ihrem Ursprung zurückverfolgen und entschärfen. Das ist das Ziel einer MindWalking-Sitzung.
Einprogrammiert hat man sich solche negativen Gedanken unter zumeist traumatischen Umständen, in Situationen von Verlust, Angst, Panik und Überwältigung. Hat man solche Urerlebnisse erst einmal neutralisiert, so kann man darüber nur noch schmunzeln, so schrecklich sie auch gewesen sein mögen.
Erst nach dem Abräumen negativer Gedanken wird persönliche Entfaltung möglich. Man entdeckt neue Grenzen, neue Verantwortung. Man wächst. Hält das vor? Ja und nein. Denn weil man sich nun mehr zutraut, stößt man unausweichlich auf neue, größere Hindernisse, und so ist vielleicht eine weitere Sitzungsserie angesagt. Und so geht es weiter mit der Persönlichkeitsentfaltung, bis man endlich die Decke mit Händen greifen kann, nach der man sich schon immer gestreckt hat.