Jemand war in seinem Leben nicht so recht glücklich. Es gab keine große Not für ihn, aber es fehlte ihm oftmals das Gefühl, etwas wirklich sinnvolles zu vollbringen, das ihn froh und zufrieden machte. Oftmals wachte er morgens mit einem leeren, gelangweilten Gefühl auf, ging unruhig durch seinen Tag – immer auf der Suche nach Lebensfreude und Erfüllung, und ging am Abend zu Bett mit einem etwas traurigen, unglücklichem Empfinden in seinem Inneren. Erschöpft von der Rastlosigkeit des Tages schlief er ein.
Irgendwann einmal schickte er ein kurzes Stoßgebet vor dem Einschlafen in den Himmel:
„Lieber Gott, wenn’s dich gibt, dann mach mein Leben heller, bunter und schöner!“
Und wie immer, wenn ein Mensch sich an Gott wendet und um das bittet, wonach er sich tief in seinem Inneren sehnt, bekam er Hilfe. Gott holte ihn im Traum zu sich, lud ihn ein zu einer gemütlichen Teestunde und ermutigte ihn, all das auszusprechen, was ihn belastete.
Unschlüssig schaute der unglückliche Mensch auf die zarte wunderschöne Teetasse in seiner Hand. Sollte er wirklich über seine Unzufriedenheit, über seine oftmals etwas düstere Lebensgrundstimmung sprechen? Es gab doch viel größere Not, viel gewaltigere Ursachen für Kummer und Leid auf der Erde. Eigentlich ging es ihm doch gut ... Nur – warum konnte er das einfach nicht fühlen? Würde Gott ihn nicht als undankbar empfinden?
Langsam sah er von seiner Teetasse auf und schaute Gott zögernd an ... Und in diesem Moment wusste er – ganz tief innen, dass Gott ihn verstand. Er fühlte die unendliche Güte, das tiefe Mitgefühl, die unermessliche Liebe, die Gott ihm entgegenbrachte – und begann zu weinen ...
Alle Mauern, die im Laufe der Jahre um sein Herz herum entstanden waren, brachen in diesem Moment ein, wo er Gott in die Augen schaute, und er fühlte sich nackt und wund wie ein kleines Kind. Gott öffnete seine Arme für ihn und der Mensch ließ sich hineinfallen in diese wunderbare kosmische Umarmung aus reiner Liebe, die ihn solange umfangen hielt, bis er ruhiger wurde, bis die Tränen sein Herzeleid herausgespült hatten und er all das ausgesprochen hatte, was er noch niemals einem Menschen gesagt hatte. Und er fühlte sich auf einzigartige Weise verstanden und getröstet.
Schließlich nahm Gott einen seiner herrlichen göttlichen Kekse, brach ein Stückchen davon ab und steckte es dem Menschen in den Mund, wobei er lächelnd sagte: „Stärke dich jetzt, du mein geliebter Mensch. Ich will dir einen Vorschlag machen: Willst du eine Zeitlang hier bleiben und mir dienen? Ich bin der liebevollste Herrscher, den du dir nur vorstellen kannst, und ich wünsche mir von dir, dass du mir mit ganzem Herzen, voll Liebe und mit deiner ganzen Hingabe zu Diensten bist.“
Unsicher schaute der Mensch zu Boden. „Ich hoffe, ich bin dafür gut genug...“, stammelte er. Sanft legte Gott den Zeigefinger unter sein Kinn und hob es langsam an, bis der Mensch ihm wieder in die Augen sehen konnte, in denen er nur bedingungslose Liebe, absolutes Kennen und Verstehen fand. Dabei sagte Gott zu ihm:
„Ich werde dir niemals eine Aufgabe geben, die du nicht erfüllen kannst. Meine Liebe ist grenzenlos und versorgt dich immer mit dem, was du brauchst, unabhängig davon, wie du deinen Dienst für mich verrichtest.
Ich gehe einfach davon aus, das du das für mich tust, was du kannst – und in der Weise wie du es kannst. Und so ist es gut! Du gibst mir das Deine – aus Liebe. Und ich werde zufrieden sein mit dem, was du mir schenkst – immer. Da kannst du ganz sicher sein.
Ich werde niemals mehr von dir erwarten, als du mir leicht, aus deinem Herzen heraus, geben kannst.“
Da kniete sich der Mensch nieder vor Gott und erklärte: „Gott, du bist mein Herr. Ich will dir ab jetzt täglich dienen, so gut ich es vermag. Meine Fähigkeiten, meine Gaben, mein ganzes Sein will ich in deinen Dienst stellen und alle Aufgaben, die du mir gibst, so erfüllen, wie ich es vermag – mit meiner ganzen Hingabe, zu der ich fähig bin.“
Und Gott legte segnend seine Hände auf den Kopf seines neuen Dieners und sagte: „So sei es! Du kannst dir ganz sicher sein, lieber Mensch, ich werde immer mit dir zufrieden sein und dich gut versorgen, mit allem, was du brauchst. Zunächst behalte ich dich erst einmal ein Weilchen hier in meinem himmlischen Haushalt. Dann schicke ich dich zurück zur Erde. Dort wirst du mich und meine Aufträge in jedem Wesen finden, dem du dort begegnest – natürlich auch in dir selbst. Diene dir selbst, deinem Körper, deinem inneren Kind, deiner Seele, und diene den Menschen, als ob du mir persönlich dienst – mit deiner ganzen Liebe und Hingabe. Und dein Leben wird von Tag zu Tag bunter und heller werden.“
Als JEMAND am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich unerklärlich froh und heiter. Er hörte die Vögel vor seinem Fenster und freute sich an den Zimmerpflanzen. Dann fand er den Gedanken in sich: „Gott, als erstes werde ich dir heute dienen, indem ich dir ein Lied singe und deine Blumen gieße!“
Eifrig machte er sich ans Werk und fühlte sich auf unerklärliche Weise glücklich dabei.
Marina Kaiser
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