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 Geschichten & Gedichte
*Brigitte* Offline




Beiträge: 2.761

05.07.2012 11:15
RE: Die drei Male Antworten

Unverwandt blickte sie auf den Boden.
„Woran leidest du?“ fragte er leise.
Sie schwieg lange. Dann erst hob sie ihren Blick und blinzelte scheu.
„An meinen Makeln.“ Antwortete sie mit zitternder Stimme.
„Willst du mir mehr erzählen?“
„Ich bin mir nicht sicher – ich habe noch nie darüber gesprochen, aber verbergen kann ich es auch nicht länger. Also gut.“ Sagte sie und hob ihre linke Hand.
„Das Mal an meiner Hand.“
Sie berührte ihre Lippen.
„Das Mal an meinem Mund“
Dann strich sie über ihre Stirne.
„Das Mal an meiner Stirne.“
„Nun, ich sehe sie. Weißt du auch, wofür sie stehen?“
„Ja.“ Antwortete sie knapp.

„Das Mal an meiner Hand steht für meine Hässlichkeit. Das Mal an meinen Lippen für die Unreinheit und jenes an meiner Stirne für meine Angst.“

Sie seufzte schwer, als hätte sie etwas Ungeheuerliches ausgesprochen.

„Vielleicht kann ich dir helfen.“ Lächelte er. „Hier habe ich eine silberne Schachtel, darin kannst du deine Male legen. Lege sie ab wie eine Kette am Abend, denn du brauchst sie nicht mehr zu tragen. Du musst sie auch durch nichts ersetzen – lege sie einfach ab, denn darunter liegt dein wahres Wesen, das keine Male kennt.“

„Ist es so einfach?“ In ihrer Stimme schwangen Zweifel und Hoffnung.
Er nickte schweigend, und sie nahm all ihren Mut zusammen und strich langsam jedes einzelne Mal nacheinander von ihr ab und legte sie in die silberne Schachtel vor ihr.

Ungläubig blickte sie hinein.

„Wie fühlst du dich?“

„Leicht. Und… ein wenig unsicher. Aber ich spüre, dass es wahr ist. Diese Male haben nie wirklich zu mir gehört.

„Und nun habe ich noch ein Geschenk für dich. Es wird dir deine wahre Kraft und Macht zeigen. Hier!“ Er holte ein goldenes Päckchen aus seiner Tasche und legte es vor ihr hin.

Vorsichtig löste sie das Band und öffnete es.

Ihre Augen weiteten sich, als sie drei Male darin liegen sah: Es waren dieselben, die sie zuvor abgelegt hatte.

„Ich verstehe nicht…“ sagte sie verwirrt.

„Das, was du abgelegt hast, warst nicht du. Du konntest dich jederzeit von den Malen trennen, denn sie waren nur eine Illusion. Aber um das zu erkennen, brauchst du sie, und so hast du sie wieder bekommen.“

„Das macht keinen Sinn.“ Erwiderte sie.

„ Aber so ist es: Du selbst schenkst dir die Dinge, die dich leiden machen, denn nur so kannst du erkennen, wer du wirklich bist. Du musst es nicht verstehen, nur leben.“

Sie lächelte zufrieden.
„Ich verstehe.“ Sagte sie.

Liebe sein und Liebe leben!

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